Wieder ist es spät geworden auf den nur 180 Seemeilen zwischen Puluwat und Lamotrek. Für 14 Stunden hat einfach der Wind mit dem Regen den Platz getauscht und ich bin nur mit 2-3 Knoten durch den Pazifik gedriftet und daher um 2 Stunden zu spät beim Pass. Doch der Mond scheint hell, der Pass ist weit und ich wage es durch zu segeln und dann bis zum Ankerplatz zu motoren. Bei 14 Metern ankere ich dann lieber da das Riff hier sehr schnell hochkommt, bis morgen muss das reichen, dann suche ich mir ein schönes Plätzchen.

Natürlich gibt es auch jede Menge Schildkröten und eines Samstags Morgens wird ein großes Feuer entfacht und ich sehe mit dem Feldstecher dass da große komische Dinger drauf liegen, kann mir aber nicht erklären was das sein soll. 2 Stunden später kommt ein Kanu zu mir heraus gerudert und bringt eine Schüssel voll dunkel rotes Fleisch. Ob ich Schildkröte mag will er wissen weil der Chief hat angeordnet dass mir auch ein Teil des Fleisches zusteht. Natürlich will ich Schildkröte probieren und nehme das Geschenk dankend an. Für alle die jetzt einen auf entsetzt machen, ich weiß dass das Töten von Schildkröten verboten ist, und die Menschen hier wissen es auch. Aber dieses Gesetz wurde für oder wegen uns geldgierigen Weißen erlassen damit wir nicht die Bestände aus reiner Profitgier dezimieren. Ob sich die Leute von Lamotrek alle 4-5 Monate ein paar Schildkröten fangen und endlich wieder mal eine Abwechslung zum fast täglichen Fisch haben oder nicht, hat auf die Weltschildkrötenbevölkerung genau null Einfluss.
Wie schmeckt denn nun so ein liebes Tierchen. Ich habe es auf 3 verschiedene Arten zubereitet. Die erste Portion ganz einfach gebraten, gesalzen und gepfeffert sonst nix, war nicht so berauschend, das schmeckt ungefähr so wie Stachelrochen (ich glaube ich habe es nicht lange genug gebraten). Beim nächsten mal habe ich es gekocht (auf Anraten der Locals) ins Wasser ein wenig Soja Sauce, Chilli Sauce, und ein paar Gewürze die gerade griffbereit waren, das war ganz hervorragend, fast wie Beef. Und beim dritten Mal habe ich ein leckeres Curry gemacht, auch sehr edel im Geschmack.
So ab 15:00 treffen sich die Männer beim Männerhaus. Da wird dann der Tuba getrunken und alle wichtigen Dinge des täglichen Insellebens besprochen. Tuba, das ist täglich frisch gezapfter Palmwein, optisch also trüb und schmeckt wie leicht säuerliche Kokosmilch und im Abgang dann nach frischer Kotze. Also nicht wirklich mein Geschmack. Jeder kommt mit einer ganzen Flasche des geliebten Getränkes und es wird geredet bis sie leer ist, was nach spätestens 2-3 Stunden der Fall ist.


Es wird aber auch gearbeitet neben dem Tuba trinken. Neue Kanus werden auf eine etwas seltsame den alten Traditionen entsprechenden Technik hergestellt. Da es auf der Insel keine wirklich großen Bäume gibt können die Kanus auch nicht als Ganzes aus einem Stamm gehackt werden, es reicht nur für die Basis. Der Rest wird aus kleinen Brettern drauf gezimmert und hinten und vorne wird aus einem Brotfruchtbaum [leichtes Holz] noch ein schönes Stück Bug bzw. Heck dran gemacht. Die ganzen Arbeiten werden nur mit einer Art quer gebauten Hacke gemacht. Zum Kalfatern [also das Abdichten der einzelnen Holzbretter zueinander] verwenden sie Material aus der Schale der Kokosnuss, die Seile zum Zusammenbinden der Bretter sind aus Kokosfasern gedreht. So sitzen sie zusammen, einige hacken auf den Kanus herum, andere drehen die Seile, die nächsten schneiden die hauchdünnen Stücke für das Kalfatern, dazwischen wird immer wieder eine Schale mit dem Tuba getrunken. Wieder andere widmen sich der Herstellung von Fischfallen, auch eine meisterliche Arbeit. Das Gute ist sie haben jede Menge Zeit, keiner fragt wie lange es gedauert hat um die Falle oder das Kanu zu bauen, wenn es fertig ist dann ist es fertig, völlig egal ob das 1 Woche länger dauert als angedacht.
Ich sitze fast täglich bei ihnen und frage natürlich ob ich ihnen irgendwie helfen kann. Das beschert mir eine ganze Flut von Aufträgen. Insgesamt laminiere ich bei 3 Booten diverse Löcher zu und bringe 2 Außenbord Motoren wieder zum Laufen. Am Funkgerät des Schuldirektors bin ich leider gescheitert, dazu bin ich doch zu wenig Elektroniker.
Zumindest die Hälfte der weiblichen Bevölkerung läuft so herum wie es sich gehört, mit nacktem Oberkörper, wie die Männer auch. Bekleidet sind alle nur mit dem Lavalava, ein einfaches Tuch, die Männer in Grün, Rot oder Blau, die meisten Frauen gemustert oder gestreift. Das reicht auch völlig, was man nicht an hat braucht man auch nicht waschen und warm ist es auch ohne Gewand. Sie haben auch einen sehr einfachen Webstuhl auf dem sie die Lavalava selber herstellen. Wenn jemand stirbt, dann wird er meistens im eigenen Garten begraben, eingewickelt in mehreren Lavalava die von den Dorfmitgliedern als letzte Gabe an den Toten gespendet werden.
An meinem letzten Tag werde ich noch mal so richtig heraus geputzt. Ein gelbes Pulver, aus einer Blüte hergestellt, kommt auf Schulter, Brust und Stirn, 4 Blumenkränze, gerade erst von den Mädels geflochten, schmücken mein Haupt. Sie beten für mich dass meine Reisen immer sicher und gut verlaufen.
Man muss sie einfach gerne haben, sie sind so lieb. Hoffentlich bleibt es hier noch lange so, der Abschied fällt nicht leicht. Dieses Atoll ebenso wie Elato mit seinen liebenswerten Menschen zählt zu den absoluten Highlights der Reise die ich bisher erleben durfte.
Wie üblich wenn ihr auf die Bilder klickt könnt ihr sie in GROSS ansehen
Wo ich gerade bin wie immer auf shiptrak.org und bei callsign kc2unj eingeben
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